PERFORMANCE PASSAGE: Raum für Poetiken des Dazwischen
Q21 Backstage: Im November stellen wir die neu eröffnete Passage vor, die bei der Durchfahrt zu den Tanzquartier Wien Studios als Raum für Poetiken des Dazwischen fungiert.
Nach einem Konzept von Christoph Meier wird die PERFORMANCE PASSAGE durch eine vollständig verspiegelte Decke himmelwärts verdoppelt. Wie vor der Wand eines Tanzstudios oder unter der Decke einer Diskothek kann hier jede/r performen oder sich selbst betrachten. Die von Andrea Maurer konzipierte und kuratierte Bespielung der Leuchtkästen erweitert den „Raum für Poetiken des Dazwischen“ um eine sprachexperimentelle Dimension. Den Auftakt des Programms macht Gerhard Rühm mit dem Bildzyklus WOCHENSCHAU.
Interview mit Andrea Maurer und Christoph Meier
Wer seid ihr?
Christoph Meier: Ich arbeite als Bildender Künstler an der Schnittstelle zwischen Skulptur und Raum, komme eigentlich aus der Architektur. Ich habe Architektur an der Technischen Universität Wien, Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste Wien und der Glasgow School of Art studiert. 2019/20 durfte ich den Forschungsbereich Dreidimensionales Gestalten und Modellbau am Institut für Kunst und Gestaltung der Architektur Fakultät an der Technischen Universität Wien leiten und bin dort seit kurzem als Senior Artist tätig.
Andrea Maurer: Ich lebe und arbeite als Künstlerin in Wien und bin vorwiegend in den Kontexten der Performance und der Bildenden Kunst tätig. In letzter Zeit auch öfter im Kontext der Literatur. Nach meiner Formation in Performance und Choreographie studierte ich Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Neben meiner künstlerischen Tätigkeit umfasst mein Arbeitsfeld auch die Lehre an diversen Kunsteinrichtungen, wie z.B. zuletzt ein Lehrauftrag am Institut für Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst. Die Performance Passage ist mein erstes längerfristiges kuratorisches Projekt.
In welchen Tätigkeitsfeldern seid ihr aktiv?
CM: Ich arbeite in jedem Maßstab, jeder Raum stellt für mich eine Herausforderung dar. Mein Interesse endet also nicht an dessen Grenzen. Demnach verstehe ich meine Praxis als Plattform in einem breiten Feld zwischen Kunst bis Architektur. Neben zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gebe ich gemeinsam mit den Künstler*innen Ute Müller und Nick Oberthaler seit 2009 das Künstler*innen-Fanzine BLACK PAGES heraus und betreibe mit Hugo Canoilas und Nicola Pecoraro seit 2016 den Ausstellungsraum Guimarães in Wien.
AM: Ich komme gerade aus Marbach zurück, wo ich zwei Wochen lang vor dem Literaturmuseum der Moderne in einer kleinen Hütte Schriftstücke zerlegte und ummontierte, die mir Besucher*innen vorbeibrachten. Ein poetisches Service, bei dem ich mich bis in die kleinsten Buchstabenteilchen hineinarbeitete… Da kommen oft sehr persönliche und witzige Begegnungen zustande, die ein ganz anderes Kunsterlebnis ermöglichen als im Museum oder im Theater. Ich arbeite aber auch häufig in größeren Dimensionen, im und am Raum: in Ausstellungsräumen, Theaterräumen oder im öffentlichen Raum.
Was für einen Mehrwert haben Performances?
AM: Ich bin sowohl mit dem Begriff „Mehrwert“ als auch mit der Kategorisierung „Performance“ eher zurückhaltend. Falls man überhaupt mit einem Wort wie „Mehrwert“ operieren möchte, so würde ich das im nicht messbaren Bereich ansetzen, d.h. irgendwo dort, wo dieses Mehr oder Weniger nicht zu einer Norm verkommen kann.
Die neue PERFORMANCE PASSAGE ist…
CM: … ein Raum, dessen Gestaltung auf ein Minimum reduziert ist. Sie soll eine Bühne sein, die bei den Besucher*innen performative Potentiale weckt, indem sie mit sich selbst, ihrem Spiegelbild interagieren. Die Performance Passage stellt die Performenden ins Zentrum und versucht dabei jede Art der Illustration zu vermeiden. Sie reduziert stattdessen auf das Wesentliche und grenzt sich klar von ihrer umfangreich gestalteten Umgebung ab.
AM: … ein Raum im Raum im Raum und gleichzeitig ein Durchgang. Der zeitliche Aspekt spielt eine wichtige Rolle. Die sieben Leuchtkästen sind wie eine Zeitmaschine, in der jede Partitur ihren eigenen Regeln folgt und ihre eigene Dauer entfaltet. Die kuratorische Setzung dieser Leuchtkasten-Klaviatur fokussiert auf sprachexperimentelle Positionen von Künstler*innen, die aus unterschiedlichen Bereichen kommen, denen gemeinsam ist, dass sie jeweils ihre eigenen Poetologien entwickeln.