
Die Intimität der Inszenierung: Fünf Fragen an Anna Breit
Die Wiener Fotografin Anna Breit hat sich mit ihren einfühlsamen analogen Porträts international einen Namen gemacht. Sie bewegt sich dabei nahtlos zwischen Modefotografie, Editorial und persönlichen künstlerischen Projekten. Für die aktuelle „Visitors of MQ“-Kampagne fotografierte sie Freund:innen im Areal. Im Interview spricht sie über ihren kreativen Prozess, ihre Beziehung zu Wien und ihre nächste Ausstellung.
In deiner Arbeit hast du dich auch mit den Lebensrealitäten von Teenagern befasst. Du bist in Wien aufgewachsen – gibt es eine Jugenderinnerung aus dem MQ, die du mit uns teilen möchtest?
Während der Schulzeit war ich öfter im MQ als in der Schule an sich.
Du hast unsere aktuelle „Visitors of MQ“-Kampagne fotografiert. Wie war dabei der kreative Prozess für dich? Gab es besondere Momente oder Herausforderungen beim Shooting?
Ich gehe beim Fotografieren immer recht ähnlich vor. Die Personen, die ich fotografiere, sind sehr oft Freund:innen oder Familienmitglieder – besonders meine Mutter. Auch die Kamera, die ich verwende, ist immer dieselbe. So war es auch bei dieser Kampagne: Alle Personen, die man sieht, sind Freundinnen, und natürlich durfte meine Mutter nicht fehlen.
Deine analogen Porträts wirken oft sehr intim und einfühlsam. Wie sorgst du beim Shooting für die geeignete Atmosphäre um die fotografierten Personen einzustimmen?
Ich finde, eine Person zu fotografieren, ist eine sehr intime, aber auch eine sehr künstliche Situation – zwei Adjektive, die nicht direkt zueinander passen. Die meisten Menschen behaupten ja auch von sich, dass sie nicht gerne fotografiert werden. Ich verstehe wie eigenartig die Situation des Fotografiert-werdens ist. Ich denke, dass mein Bewusstsein über diese unnatürliche Situation und mein ehrliches Interesse an den Personen, die ich fotografiere, helfen, die Situation für alle möglichst angenehm zu machen.
Woran arbeitest du gerade? Gibt es etwas, das du in nächster Zeit unbedingt umsetzen möchtest?
Ich arbeite gerade an einer Ausstellung, die am 13.03. im Francisco Carolinum in Linz eröffnet wird. Die Ausstellung trägt den Titel These Days I Think A Lot About The Days That I Forgot und ist eine Erweiterung meiner langjährigen Arbeit über meine Mutter. Ausgehend von meiner eigenen Kindheit befasse ich mich mit der bewussten Gestaltung und Reflexion von Erinnerungen. Man kann die Ausstellung ebenso als ein Porträt dreier Generationen lesen: meiner Großmutter, meiner Mutter und mir selbst.
Du hast in den vergangenen Jahren in New York und Paris gewohnt, bist aber wieder nach Wien zurückgekehrt. Zieht es dich in nächster Zeit wieder in eine andere Stadt?
Ich denke nicht, dass ich meinen Lebensmittelpunkt so schnell verlegen werde, aber ich freue mich immer, wenn ich aus Wien rauskomme – gerne auch mal für längere Zeit.
Anna Breit (*1991 in Wien) hat sich auf Porträtfotografie spezialisiert und arbeitet überwiegend analog. Ihre Bilder zeichnen sich durch intime, authentische Darstellungen von Menschen aus, die oft in alltäglichen Momenten gezeigt werden. Besonders interessiert sie sich für die Beziehungen zwischen den Personen und ihrer Umgebung, was ihren Arbeiten eine besondere Tiefe verleiht. Mit ihrem bewussten Einsatz von Blitzlicht als Stilmittel schafft sie markante visuelle Akzente. Sie hat bereits mit verschiedenen Magazinen und Marken zusammengearbeitet.
Das Interview wurde von Bernardo Vortisch geführt.