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Symposium: Becoming Earth

15.11.2024 bis 15.11.2024 - MQ Freiraum

Symposium: Becoming Earth

FREIER EINTRITT, KUNST


Symposium
BECOMING EARTH
Dezentrale Praktiken in den Ökosystemen von Kunst und Natur 
Fr 15.11.2024, 16 – 20h

MQ Freiraum | Eintritt frei l in englischer Sprache
begrenzte Plätze, Anmeldung erbeten unter: veranstaltung@mqw.at

Internationales Symposium über zeitgenössische künstlerische Praktiken im Dialog mit indigenem Wissen im Umgang mit der Natur. Eine Veranstaltung im Rahmen der Ausstellungen Ursula Biemann – Becoming Earth und Rodrigo Braga – Nullpunkt im MQ Freiraum sowie als Teil der Vienna Art Week.

Teilnehmer:innen: Rodrigo Braga, Ursula Biemann, Hernando Chindoy, Alfredo Ledesma, Marcella Marer, Eduardo Jorge de Oliveira und Cristina Rodriguez

Einführung:
Die geografischen, politischen, kulturellen und sozialen Bedingungen, unter denen wir leben, prägen unsere Existenz und beeinflussen tiefgreifend unser Verhältnis zur Natur. Eine indigene Person aus dem Amazonasgebiet hat eine andere Lebensgeschichte und ökologische Erfahrung als jemand, der in Europa lebt. Wie beeinflussen diese ökologischen, intellektuellen und spirituellen Einflüsse den Umgang mit der ökologischen Krise und die Ansätze und Lösungen, die wir wählen? Wie trägt Kunst dazu bei diese Unterschiede zu erforschen, zu erkennen, zu verstehen und von ihnen zu lernen? 

Im Rahmen dieses internationalen Symposiums, das in Verbindung mit den Ausstellungen Ursula Biemann – Becoming Earth und Rodrigo Braga – Nullpunkt im MQ Freiraum organisiert wird, diskutieren Künstler:innen, Schriftsteller:innen, Forscher:innen und ein indigener Führer darüber, wie Kunst uns helfen kann, das Zusammenspiel zwischen verschiedenen Wissenssystemen, Kommunikationsformen sowie sozialen und ökologischen Realitäten zu verstehen. Am 15. November 2024 werden wir im Laufe von vier Stunden zentrale Fragen erörtern, wie Kunst und Natur im Kontext dezentraler Diskurse gedacht werden können. Durch die Linse gelebter Erfahrungen, kulturellen Gedächtnisses und indigenen Wissens werden wir untersuchen, wie sich die Beziehung zwischen Mensch und Natur entwickelt.

Zentrale Fragen: Welchen Platz hat die Kunst, wenn wir über Ökologie, Umwelt und den Klimanotstand sprechen? Können wir Kunst und Ökologie auf globaler Ebene diskutieren? Wie kann dezentrales Wissen in den Umgang mit Kunst und Ökologie eingebunden werden?  Wie lassen sich dezentrale Lebenserfahrungen in die Diskurse über Kunst und Natur einbeziehen?  Wie lassen sich die Rechte der Natur in den künstlerischen Diskurs integrieren? Können Künstler:innen Aktivist:innen für die Umwelt sein?

Programm:

16h – 16.15h
Begrüßung durch Bettina Leidl, Direktorin, MuseumsQuartier 

Einführung durch Verena Kaspar-Eisert, Chefkuratorin, MuseumsQuartier

16.15h – 16.35h
Interweaving – Sensibilisierungs-Performance von Alfredo Ledesma
Alfredo Ledesmas Performance lädt das Publikum ein, das Symposium mit einer Aktivierung des ästhetischen und spirituellen Sensoriums zu beginnen. Die Performance fördert eine kollektive Sensibilisierung, die darauf abzielt, die Grenzen zwischen Mensch und Natur aufzulösen. Die kurze kollektive Aktion soll Reflexion und das Fühl-Denken in Harmonie mit der Natur und nichtmenschlichen Wesen stärken. Eine reflektierende Folie, mit der Ledesma arbeitet, wird zum Klangobjekt des Windes und symbolisiert die Verbundenheit allen Lebens.

16.30h – 17h
Vibrating Skins: Towards an Epidermal World Environment von
Eduardo Jorge de Oliveira
In diesem Vortrag geht der Begriff der Haut über ihre biologischen und sozialen Funktionen hinaus und wird als vermittelndes Umfeld zwischen Individuen und Kollektiven betrachtet. Menschen schützen nicht nur ihre eigene Haut; sie verbünden sich mit Nichtmenschen in einer möglichen epidermalen Weltumwelt, die eine Reihe von Vermittlungen mit sich bringt. Epidermale Lesarten versuchen, Dichotomien wie Natur und Kultur, Bild und Text, Nichtmensch und Mensch zu überwinden und ermöglichen eine strategische Stärkung des Umweltbewusstseins. Dieser Vortrag kartiert eine Ökologie der Bilder in verschiedenen künstlerischen Praktiken, die die Haut thematisieren – unter anderem bei Uyra Sodoma, Mario Cravo Neto, Rodrigo Braga, Rosana Paulino, Nuno Ramos, Ricardo Aleixo und Lenora de Barros.

17h – 18h
T
he Capsule of Fables von Rodrigo Braga
‘The capsule of fables’ ist die Bezeichnung, die Rodrigo für das hybride Objekt zwischen Ei und Auge in seiner Ausstellung Nullpunkt im MQ Freiraum verwendet. Auf Basis dieses Elements wird der Künstler über die Themen sprechen, die in der Ponto Zero-Serie angesprochen werden, sowie über einige Schlüsselwerke seiner künstlerischen Arbeit, die sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt befassen.

Q&A mit Rodrigo Braga
Moderation: Eduardo Jorge de Oliveira

18h – 18.20h Pause

18.20h – 19h
Forest as a Field of Mind von Ursula Biemann
In diesem Vortrag wird Ursula Biemann über ihre Zusammenarbeit mit indigenen Inga-Führern und -Pädagog:innen sprechen, die das Projekt Devenir Universidad – eine Plattform für biokulturelle Bildung in der Region Putumayo in Kolumbien – mitgestalten. Devenir Universidad beschäftigt sich mit dem lebendigen kognitiven Territorium des Amazonas-Regenwaldes und den Möglichkeiten, wie die indigenen Gemeinschaften Wissen, das über Jahrtausende hinweg entstanden ist, schützen und weitergeben können. Biemann wird auch ihren jüngsten Künstlerfilm Forest Mind (2021) vorstellen, der verschiedene Wissensstränge zur Metaphysik der Pflanzen, zu Pflanzen-Mensch-Beziehungen und zur Codierung des Lebens in seiner Form als Informationsspeicher vereint.

19h – 20h
Earth medicine for a
pluriversal art von Hernando Chindoy und Cristina Rodriguez
Wie können Museen und Kunsträume kollektive Geflechte sein, die zur Reduzierung von Ungleichheit und Extraktivismus beitragen, indem sie zeitgenössische Praktiken mit traditionellen Heilpraktiken kombinieren? Chindoy und Rodriguez sind Landschützende und soziale sowie ökologische Führungspersonen. In dieser Präsentation werden sie ihre Kosmovisionen über Land, Menschheit und das traditionelle Wissen ihres Inga-Volkes teilen.

Q&A mit Hernando Chindoy und Cristina Rodriguez
Moderation Marcella Marer

20h – 21h
Informelles Get-Together

Ursula Biemann, Foto: Simon Veres

Ursula Biemann ist Künstlerin, Autorin und Videoessayistin. Ihre künstlerische Praxis ist stark forschungsorientiert und beinhaltet Feldforschungen an abgelegenen Orten, von Grönland bis Amazonien, wo sie den Klimawandel und die Ökologien von Öl, Eis, Wäldern und Wasser untersucht. In ihren vielschichtigen Videos verwebt die Künstlerin weite filmische Landschaften mit Dokumentaraufnahmen, Science-Fiction-Poesie und akademischen Erkenntnissen, um eine sich verändernde planetare Realität zu erzählen. Biemanns pluralistische Praxis erstreckt sich über eine Vielzahl von Medien, darunter experimentelles Video, Interviews, Text, Performance, Fotografie, Kartografie, Requisiten und Materialien, die in formalisierten Rauminstallationen zusammenlaufen. Ihre Arbeiten erscheinen auch in Form von Publikationen, Vorträgen sowie kuratorischen und kollaborativen Forschungsprojekten. Mit Black Sea Files (2005) verlagerte Biemann den Fokus auf natürliche Ressourcen und deren materielle Verortung. Ihre Einzelausstellung “Becoming Earth” ist bis 23. Februar 2025 im MQ Freiraum zu sehen.

Rodrigo Braga, Foto: Simon Veres

Rodrigo Braga, geboren 1976 in Manaus (Amazonas, Brasilien), ist ein Künstler, der mit Fotografie, Video, Installation, Zeichnung und Malerei arbeitet. Seine Werke thematisieren die konfliktreichen Beziehungen zwischen Menschen und der Umwelt, wobei er performative Aktionen oder manuelle Konstruktionen direkt in natürlichen Landschaften oder sogar in der Natur innerhalb urbaner Räume einsetzt. Er stellte in mehreren Ländern und Institutionen aus, darunter MoMA PS1 und Palais de Tokyo, und nahm an der 30. Internationalen Biennale von São Paulo teil. Er erhielt einige der bedeutendsten Preise der zeitgenössischen Kunst in Brasilien, wie den Pipa-Preis des Museums für Moderne Kunst in Rio de Janeiro und den Emerging Talent Prize des Kunstmuseums São Paulo (MASP). Seine Arbeiten befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen, wie dem Museum für Moderne Kunst in São Paulo und der Maison Européenne de la Photographie. Seine EinzelausstellungNullpunkt” ist bis zum 23. Februar 2025 im MQ Freiraum zu sehen.

Hernando Chindoy, Foto: privat

Hernando Chindoy ist ein indigener Führer des Inga-Volkes in Kolumbien und ehemaliger Gouverneur des indigenen Reservats Inga de Aponte. Seine Arbeit konzentriert sich unter anderem auf die Unterstützung und Förderung traditioneller Medizin und Wissenssysteme sowie auf das Bewusstsein für die Verbundenheit zwischen menschlichem Leben und der biologischen Vielfalt. Zu seinem Vermächtnis gehört die manuelle Beseitigung illegaler Anpflanzungen in den Inga-Gebieten sowie sein fortwährendes Eintreten für ein tieferes und offeneres Verständnis der Intelligenz der Pflanzen, indigene Autonomie und Gesetzgebung. Von 2017 bis 2022 leitete Hernando die Gründung der Nationalen Organisation AWAI des Inga-Volkes in Kolumbien und trug zur Schaffung der Inga Panamazonischen Biokulturellen Pluriversität AWAI bei. Hernando Chindoy erhielt mehrere Auszeichnungen für seine Arbeit als sozialer Führer, darunter den Equator-Preis 2015 (PNUD) für seine Arbeit Wuasikamas-El modelo del Pueblo Inga en Aponte, den Titel eines Experten für indigene Völker, Menschenrechte und internationale Zusammenarbeit von der Universidad Carlos III und einen Ph.D. Honoris Causa von der London University of the Arts. Im November und Dezember 2024 nimmt Hernando Chindoy am MQ Artist-in-Residence Programm teil.

Ana Cristina Rodriguez Muñoz, Foto: privat

Ana Cristina Rodriguez Muñoz ist Hüterin des Wuasikamas-Gebiets in Kolumbien und engagiert sich für Pflanzenmedizin, Mutterschaft, angestammtes Wissen und feministische kollektive Praktiken. Dies ist Teil des Projekts zum Aufbau von ËCONEÊRÃ, einer virtuellen Pluriversität, die ein Bildungsraum für und von indigenen, schwarzen und bäuerlichen Gemeinschaften in spezifischen Gebieten Amerikas sein soll. Ziel ist es, die Handlungsfähigkeit zu stärken und die ökologischen Folgen des Kolonialismus in ihren Gebieten anzugehen, was ständige Unterdrückung durch strukturelle Gewalt mit sich bringt.

Marcella Marer, Foto: Rodrigo Braga

Marcella Legrand Marer ist Kuratorin und Forscherin. Sie arbeitet mit der Fotografiezeitschrift ZUM des Instituto Moreira Salles und mit Buchverlagen in Brasilien und Frankreich zusammen. Sie kuratierte das Fotografieprogramm an der Maison de France in Rio de Janeiro und arbeitete bei den Festivals FotoRIO, Paraty em Foco, Valongo, ZUM und SOLAR mit. Sie hat mehr als 15 Ausstellungen zwischen Brasilien, Frankreich und Portugal organisiert, darunter Graines, the exhibition at Centquatre in Paris; Des Oiseaux at Château d'Eau in Toulouse und Condor im Terreiro do Paço in Lissabon. Derzeit promoviert sie an der Universität Zürich in Cultural Analysis, und ihre Forschung konzentriert sich auf Luftfotografie im brasilianischen Amazonasgebiet. Sie hat einen Master-Abschluss in Arts and Languages von der EHESS Paris und einen weiteren in Corporate Responsibility von der Bundesuniversität von Rio de Janeiro.

Eduardo Jorge de Oliveira, Foto: Anne-Lise Broyer

Eduardo Jorge de Oliveira ist außerordentlicher Professor an der ETH Zürich und war zuvor Assistenzprofessor für Brasilianistik (Literatur, Kultur, Medien) am Institut für Romanistik der Universität Zürich. Als Kunstkritiker schreibt er über lateinamerikanische Kunst und interessiert sich für die soziale Dimension von Texten und Bildern im Kontext kulturellen Gedächtnisses. Eduardo Jorge de Oliveira promovierte in Literaturtheorie und Vergleichender Literaturwissenschaft an der Universidade Federal de Minas Gerais. Zu seinen veröffentlichten Büchern gehören: Beschweigen, Bezeichnen: Mira Schendel und die Schrift unmittelbaren ErlebensA invenção de uma pele: Nuno Ramos em obras; Invented Skins: Epidermal Readings in Brazilian Art and Literature.

Alfredo Ledesma, Foto: privat

Alfredo Ledesma Quintana gehört zur dritten Generation einer peruanischen Silberschmiedefamilie aus den Anden. Er hat auch Wurzeln in einer bäuerlichen Gemeinschaft der Amazonasregion Ceja de Selva in Peru. Seine Familie brachte ihm bei, Kunst als Mittel zu nutzen, um verschiedene Lebensvisionen im Einklang mit anderen Lebewesen zu vermitteln und die Rechte der Natur zu wahren. Durch dekoloniales Umlernen und inspiriert von den indigenen Traditionen seines Stammbaums erforscht er, welche Formen von Werten, Gedanken, Ideen und visueller Wahrnehmung in andinen und amazonischen Gesellschaften existieren. Alfredo Ledesma promoviert derzeit im Bereich „PhD in Practice“ an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Seine künstlerische Praxis umfasst Skulpturen, Performances, Videos, Installationen und Textilien, die sich mit den Rechten der Natur befassen, inspiriert von den indigenen Anden-Traditionen seiner Großmutter.

Konzept:
Verena Kaspar-Eisert und Marcella Marer

MQ Freiraum

Öffnungszeiten

Mo:Geschlossen
Di-So:10-18h

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