01.12.2023 bis 31.12.2023 - MQ Schauräume
Day With(out) Art 2023: Everyone I Know Is Sick
FREIER EINTRITT, KUNST
Day With(out) Art 2023: Everyone I Know Is Sick
Videoarbeiten von Dorothy Cheung (Hongkong), Hiura Fernandes & Lili Nascimento (Brasilien), Beau Gomez (Kanada/Philippinen), Dolissa Medina & Ananias P. Soria (USA) und Kurt Weston (USA)
01.12. – 31.12.2023 | MQ Schauräme | täglich von 10 – 22h | Eintritt frei
Gemeinsam mit Visual AIDS veranstaltet das MuseumsQuartier den Day With(out) Art 2023 zum ersten Mal in Österreich. Visual AIDS ist eine 1989 gegründete, in New York ansässige, gemeinnützige Organisation, die Kunst zur Bekämpfung von AIDS einsetzt und HIV+ Künstler:innen unterstützt. Seit 2010 werden jährlich Künstler:innen mit Videoarbeiten beauftragt, die dann jeweils am 1. Dezember und darüber hinaus weltweit in Museen, Kunstinstitutionen, Schulen und AIDS-Organisationen aufgeführt werden.
Der Day With(out) Art 2023 steht unter dem Titel Everyone I Know Is Sick und vereint Videoarbeiten internationaler Künstler:innen, die Verbindungen zwischen HIV und anderen physischen und psychischen Krankheiten und Einschränkungen herstellen. Die Videos werden den ganzen Dezember über auf einem großen Screen in den MQ Schauräumen gezeigt.
Inspiriert von der Aussage von Cyrée Jarelle Johnson in ihrem Buch Black Futures, untersucht Everyone I Know Is Sick, wie unsere Gesellschaft beeinträchtigte und kranke Menschen ausgrenzt, indem sie eine falsche Dichotomie von Gesundheit und Krankheit aufrechterhält. Das Videoprogramm lädt dazu ein, Beeinträchtigung als allgemeine Erfahrung und nicht als Ausnahme von der Norm zu begreifen, und beleuchtet eine Reihe von Erlebnissen aus den Bereichen HIV, COVID, psychische Gesundheit und Alterung. Die beauftragten Künstler:innen stellen das Wissen und die Expertise beeinträchtigter und kranker Menschen in einer Welt, die immer noch mit mehreren Pandemien zu kämpfen hat, in den Vordergrund.
Veranstaltung anlässlich des Welt-Aids-Tages am 01.12.2023, 19h:
Eröffnung der Installation Going Viral von Christopher Klettermayer am Vorplatz
Vortrag: Rainer Fuchs, mumok Chefkurator, beleuchtet Aspekte von Kunst und AIDS anhand der Ausstellung On Stage – Kunst als Bühne, die aktuell im mumok zu sehen ist
Screening: Day With(out) Art 2023 – Everyone I Know Is Sick in Kooperation mit Visual AIDS. Mit neuen Videoarbeiten von Dorothy Cheung (Hongkong), Hiura Fernandes & Lili Nascimento (Brasilien), Beau Gomez (Kanada/Philippinen), u.a.
Artist Talk: Verena Kaspar-Eisert, Chefkuratorin MuseumsQuartier, im Gespräch mit Christopher Klettermayer
Foto: Kurt Weston, Losing the Light, 2023. Commissioned by Visual AIDS for Everyone I Know Is Sick
Dorothy Cheung, Heart Murmur (Herzgeräusch)
Heart Murmur lädt Menschen in Hongkong, die mit HIV leben, dazu ein, über ihre Erfahrungen mit der Coronapandemie nachzudenken und ihre Stimmen der Stadtlandschaft gegenüberzustellen.
Dorothy Cheung ist eine Filmemacherin und Künstlerin, die derzeit in Hongkong lebt. In ihrer Arbeit erforscht sie Auffassungen von Identität und Heimat aus einer zweifachen Perspektive: der persönlichen und der politischen, der Erinnerung und des Vergessens. Ihre Bewegtbildarbeiten wurden international ausgestellt und gezeigt, im Kunstinstituut Melly (vormals Witte de With Center for Contemporary Art), Rotterdam, im EYE Filmmuseum, Amsterdam, im Korzo Theater, Den Haag, und auf Filmfestivals wie dem International Film Festival Rotterdam, dem Leeds International Film Festival, dem Seoul Women’s Film Festival, dem South Taiwan Film Festival und Queer Lisboa.
Lili Nascimento und Hiura Fernandes, Aquela criança com AID$ (Dieses Kind mit AID$)
That Child with AID$ erzählt die Geschichte von Lili Nascimento, brasilianische Anwält:in und Künstler:in. 1990 mit HIV geboren, setzt Lili sich dafür ein, dass die Erzählungen über das Leben mit HIV über die begrenzten Bilder und Ideologien hinausgehen, die in der AIDS-Industrie vorherrschen.
Hiura Fernandes lebt als multidisziplinäre Künstlerin, Kulturproduzentin und Produktdesignerin in João Pessoa in Brasilien. In ihrer audiovisuellen und performativen Arbeit versucht sie, den Körper mit kinematografischen Praktiken zu vereinen. Ihre Arbeiten erforschen ursprüngliche Formen der Kommunikation mittels Körper und Ahnenschaft als Wege zu Heilung und verkörpertem Leben. Als Schwarze Travesti erfährt sie in ihrem Körper und in ihrer Kunst die Stereotypen von gegenhegemonialen Erfahrungen. Nascimento Lilli ist bestrebt, die Ausdrucksformen des Körpers als eine Kraft zu verstehen, die Liebe, Angst, Verzweiflung und Hass hervorrufen kann.
Beau Gomez, This Bed I Made (Dieses Bett habe ich gemacht)
This Bed I Made stellt das Bett als einen Ort des Trostes und der Handlungsmacht dar und nicht nur als einen der Krankheit oder Isolation. Anhand der geteilten Geschichten von Menschen auf den Philippinen, die mit HIV leben, erforscht das Video Formen der Fürsorge, der Rehabilitation und des Überflusses inmitten der Ausbreitung der Pandemie.
Beau Gomez lebt als bildender Künstler in Montreal und Toronto. Seine künstlerische Praxis ist von Ideen, Herausforderungen und Gesprächen im Kontext von kulturübergreifenden Erzählungen geprägt, die sich auf queere Positionen und auf Gemeinschaft beziehen. Seine Arbeit basiert auf Bildgestaltung und Storytelling als Verbindung zwischen den Erfahrungen einer Person und denen einer anderen, die gemeinsame Mittel der Abrechnung, Aufarbeitung und Pflege zulassen. Zuletzt wurden seine Arbeiten in der Artspace Gallery, Toronto, VU Photo, Quebec, La Gaîté Lyrique, Paris, und beim Toronto International Film Festival gezeigt. 2019 rief Beau Fixer ins Leben, eine Zusammenkunftein Begegnungsort fürvon Bildgestalter:innen, Schriftsteller:innen und Kreativen in Toronto, die sich der Diskussion und Kritik aktueller Arbeiten widmen.
Dolissa Medina & Ananias P. Soria, Viejito/Enfermito/Grito (Alter Mann / Kranker Mann / Aufschrei)
Ananias P. Soria, Immigrant und interdisziplinärer Künstler aus der San Francisco Bay Area, führt den folkloristischen Tanz Danza de los Viejitos (Tanz der alten Männer) auf. Wie der Tanz aus dem mexikanischen Bundesstaat Michoacán kommend, interpretiert Ananias dessen Bewegungen vor dem Hintergrund seiner Spiritualität, seiner langjährigen durch HIV bedingten Behinderungen und seiner Suche nach einem Platz in der Welt.
Dolissa Medina und Ananias P. Soria sind die aktuelle Verkörperung von Grito Viejito, einem Künstler:innenkollektiv, das sich der queeren Weltverbesserung durch die Adaption des mexikanischen Volkstanzes Danza de los Viejitos (Tanz der alten Männer) widmet. Medina, Filmemacherin, Schriftstellerin und Veranstalterin aus dem Grenzgebiet von Südtexas, gründete das Forschungs- und Kreativprojekt, das die Viejito-Figur als Gefäß nutzt, um Dialoge über Gesundheit, Erfahrungen mit HIV und queere Zukünfte zu führen. In der ersten Wiederkehr des Projekts arbeitet Medina mit Soria zusammen, dessen Interesse einem transformativen energetischen Ausdruck durch Bewegung, Musik und Tanz gilt.
Kurt Weston,Losing the Light (Der Verlust des Lichts)
Losing the Light reflektiert den erbitterten Kampf des Künstlers, in dieser Welt zu bleiben – als Langzeitüberlebender von AIDS, der sein Augenlicht durch eine CMV-Retinitis verloren hat. Als experimentelles Selbstporträt evoziert das Video die Auflösung und Fragmentierung seines Körpers, zeigt die Auswirkungen der Erblindung, der langjährigen HIV-Infektion und der jahrzehntelangen Einnahme antiretroviraler Medikamente.
Kurt Weston arbeitet hauptsächlich mit Fotografie. 1991 wurde bei ihm AIDS diagnostiziert, 1996 erblindete er aufgrund einer damit verbundenen Erkrankung, der Zytomegalovirus-Retinitis. Aufgrund der purpurroten Läsionen (Kaposi-Sarkom), die sein ganzes Gesicht und seinen Körper bedeckten, war er eine Zeit lang leicht als AIDS-Infizierter zu erkennen. Seine Kunstwerke reflektieren diese Erfahrung von Sichtbarkeit und Behinderung und untersuchen die kulturellen Stigmata, die HIV und AIDS, den beeinträchtigten Körper, Sterblichkeit und Verlust begleiten. Westons Fotografien befinden sich in den Sammlungen zahlreicher Museen, darunter das Museum of Fine Arts, Houston, das Museum of Contemporary Photography, Chicago, und das National AIDS Museum , und waren unter anderem in Ausstellungen im John F. Kennedy Center for the Performing Arts, Washington, im Berkeley Art Museum und im Orange County Center for Contemporary Art, Santa Ana, zu sehen.