10.10.2020 bis 28.02.2021 - Antichambre
Veranstalter: MQ Kulturmieter:innen
Six Poetical and Dialogical Strategies – Codex V: Space
FREIER EINTRITT, KUNST
Antichambre, das "Vorzimmer" von Design Duo Jutta Wacht und René Poell, aka Say Say Say, Inc., fungiert als Raum für poetische Angelegenheiten mit wechselnden Ausstellungen.
Die dritte Installation „Codex V: Space“, aus der Serie der „PERIODIKUM Issue I“– Kodizes, beschäftigt sich mit der Poetik des Raumes.
Die Gegenwart befindet sich im Zeitalter eines fortschreitenden Raumbewusstseins. Aufgrund der zunehmenden Verdichtung von Raum sehnen wir uns nach einem Innehalten um den Raum um uns und in uns als etwas sinnlich Erfahrbares wahrnehmen zu können. Somit sind die, von der Einbildungskraft erfassten Räume keine indifferenten, für sich allein stehenden Räume die nur den geometrischen Maßeinheiten zuzurechnen sind, sondern erlebbare poetische Ausgedehntheiten. Identität mit dem Raum entsteht, indem der Mensch Teile seiner „Persona“ mit Teilen des Raumes zur Deckung bringt. Die Schwingungen des Raumes und die Schwingungen des Individuums korrelieren, bis der Raum zum zweiten „Ich“ wird. Sigmund Freud hat als erster den ursächlichen Zusammenhang einer äusseren mit einer inneren Welt erkenntnistheoretisch dargestellt. In der westlichen Welt wird diese Verbindung als einseitige Wirkung des Äußeren auf die innere Welt verstanden. Östliche Philosophen hingegen verstehen die äussere Welt als Auswirkung der Inneren. Swami Vivekananda (1863–1902) definiert Mensch-Raum-Bezüge als „Urharmonien“; er bezeichnet die Kraft, die vom Raum ausgeht auch als “das Ewige“, von dem der Mensch nicht Schöpfer, sondern Empfänger oder Übermittler ist. Der Mensch und sein Bild – der architektonische Raum – beinhaltet auch das Außersinnliche und den Mythos. Im Mythos reproduzieren sich auch die Gesellschaftsverhältnisse und unsere Lebensform unter der Vorstellung einer transzendenten Wesenheit, die im Ritual abgebildet und wiederholt wird. Die Poetik einer „Raumbetrachtung“ eröffnet uns vielleicht das innere Fenster dazu den Raum unseres Seins fühlen zu können—einen Raum der vergeistigten Materie.
In Kollaboration mit PERIODIKUM Issue I: Six Poetical and Dialogical Strategies