15.01.2020 bis 31.07.2020 - Sternenpassage
Veranstalter: MQ Kulturmieter:innen
Andrew Phelps & Paul Kranzler
FREIER EINTRITT, KUNST
Eröffnung und Präsentation der Katalogausgabe "Lumen Zine" - Heft 4: Mi 15.01., 18h
Sternenstille – Will man Sterne beobachten, sollte es ringsum möglichst dunkel sein, will man ihnen lauschen, möglichst funkstill. Aus diesem Zweck gibt es seit 1958 in den USA eine „National Radio Quiet Zone“, ein entlegenes Gebiet im Bundesstaat West-Virginia, 34.000 km2 groß. In ihm gibt es keine Funkmasten, weder für Handy noch für Radio oder TV.Was es jedoch gibt, sind Empfangsantennen, gleichsam riesige Ohren, um ins All zu lauschen. Das bekannteste ist das Green-Bank-Observatory mit dem größten voll beweglichen Radioteleskop der Welt. Abgeschirmt von menschlichen Funkquellen versucht man Nachrichten von fremden Zivilisationen aus dem extraterrestrischen Rauschen herauszufiltern. Bislang ohne Erfolg.
Zivilisationen – In Green Bank treffen aber auch ohne Aliens bereits unterschiedliche Kulturen aufeinander: Die großen Teleskope locken weltweit renommierte Astrophysiker und Astronomen an, die funkfreie Zone wiederum elektrosensible Menschen, die aus den Wi-Fi-Überschwemmungsgebieten flüchten. Beide Gruppen leben vor Ort wiederum Seite an Seite mit den Alteingesessenen, von denen viele noch die traditionelle Viehzucht pflegen, die Hirsch- und Bärenjagd sowie die Ernte von Ahornsirup.
Die Weite des Weltraums – Die beiden Künstler Andrew Phelps & Paul Kranzler fuhren 2015 nach Green Bank und verbrachten dort einige Wochen. Was sie in ihren Fotos einfangen konnten, ist ein erstaunliches Nebeneinander von High- und Low-Tech, ein fast schon groteskes Untergehen der avancierten Wissenschaft in einer riesigen Landschaft. Angesichts ihrer Erhabenheit scheint es dann gar nicht mehr so erstaunlich, davon auszugehen, dass sich allein in unserer eigenen Galaxie, der Milchstraße, schätzungsweise 500 Millionen Planeten in einer habitablen Zone befinden. Weite, hier wie dort.
Vitus Weh