Alwin Lay
Bereich: Bildende Kunst
Key Facts
Nationalität
DeutschlandBereich
Bildende KunstWohnort
KölnEmpfehlende Institution
SternenpassageZeitraum
April 2024 - April 2024Alwin Lay arbeitet mit und über die Medien Fotografie, Video, Installation und Skulptur. Ausgangspunkt ist dabei das Objekt als Projektionsfläche für Sehnsüchte, Wünsche und Erwartungen. Oftmals kommt es gerade in diesem Übertrag zu kleinen, nicht offensichtlichen, jedoch wohl platzierten Fehlern, geplanten Modifikationen und surrealen Leerstellen. Der Künstler choreografiert mit hoher Präzision alltägliche Gegenstände in räumlichen Situationen, die sich im Prozess anders entwickeln als gedacht. Diese Art des Vorführens hinterlässt nicht nur Irritation bis hin zu Enttäuschung, sondern oft auch eine Identifikation der Rezipierenden mit dem Gezeigten: Die präzise inszenierten und überdimensionierten Objekte (Wunderkerzen, Putzschwämme, Küchenscheren) scheinen geradezu menschliche Eigenschaften zu tragen – und zwar jene, die die Betrachter:innen ihnen selbst zuschreiben. Darin enthalten: Momente des Scheiterns, der Tragik, des Humors. Dem unmittelbar gegenüber stehen Lays überspitzten, überästhetisierten Darstellungen des fotografischen Mediums selbst (stark vergrößerte Filmrollen, Fotopapier, Perforationen, Kameras, Scheinwerfer) und fototechnische Abläufe, mit denen er einmal mehr demonstriert, welche falschen Versprechen, aber auch unerschütterlichen Hoffnungen die Fotografie seit Anbeginn ihres Diskurses mit sich bringt.
Erdaufgang (earthrise)
Die Apollo 8 landete im Dezember 1968 als erste bemannte Mission auf dem Mond. Dieses Ereignis war auf verschiedene Art von größter Bedeutung in den machtpolitischen Verhältnissen dieser Zeit, vor allen Dingen wegen seiner medialen Vermarktung und Verbreitung. Die Fernsehübertragung war eine große Sensation aber ebenso das fotografische Bildmaterial. Schnell bildeten sich Behauptungen, die die Authentizität dieser Aufnahmen in Frage stellten und es entwickelten sich verschiedene, teils recht bekanntgewordene Theorien darüber, dass die Mondlandung eine mediale Inszenierung mit politischen Dimensionen gewesen sei.
Ohne dass Alwin Lay diesen Theorien einen Wahrheitsgehalt zusprechen würde, haben aie mit ihren medienreflexiven und technisch detaillierten Begründungen sein Interesse geweckt. Ziemlich allen dieser Theorien liegt zu Grunde, dass die Mondlandung „im Studio" inszeniert worden sei. Zu dem Zeitpunkt hatte Stanley Kubrick den Film ,2001: Space Odyssey" bereits gedreht und in diesem die Montagetechnik der „Frontprojektion", dem Vorgänger zum „Green Screen", in noch nicht dagewesener Perfektion verwendet. Deshalb folgen die Verschwörungstheorien dem Kausalzusammenhang, dass wahrscheinlich Stanley Kubrick das Material vom Mond gedreht haben müsste - und mit Sicherheit davon auszugehen ist, dass mit Hilfe der „Frontprojektion" ein künstlicher Hintergrund in die Studioaufnahmen eingefügt wurde, um diese Qualität der Aufnahmen zu erzielen. Nun gibt es dazu unterschiedliche, teils sehr detaillierte technische Bild-Analysen bestimmter Fotos aus dem NASA-Archiv von den Apollo- Missionen, die deren angebliche Studioinszenierung offenbaren. Diese Bild-Analysen lesen sich mitunter wie Anleitungen darüber, wie die Fotos entstanden sein müssten.
Ebendiesen Anleitungen möchte der Künstler während seiner Residency im MQ folgen und dabei vor allem die vermeintlichen „Fehler" und „Entlarvungen" herausarbeiten.