Philip Mann
Bereich: Theorie
Key Facts
Nationalität
DeutschlandBereich
TheorieWohnort
Berlin, LondonEmpfehlende Institution
freiraum quartier21 INTERNATIONALZeitraum
Juli 2008 - Juli 2008Biographie:
1966 Geboren in Hannover
1986-88 Studium der Rechte an der Freien Universität Berlin, Dahlem
1988-91 Studium “History of Film, Art and Design”, Middlesex University
Lebt und arbeitet als Autor und Übersetzer in London und Berlin.
Zahlreiche Vorträge und Publikationen, u. a. in Männer Vogue, Frankfurter Allgemeine Zeitung und Magazin, The Spectator, zu Dress Codes, Geschichte der Männerbekleidung, Dandyism etc..
Buchprojekt: „Moderne und Dekadenz – Der Dandyismus im 20. Jahrhundert“.
Mode & Verzweiflung
Die ausgestellten Werke und Projekte beschäftigen sich auf unterschiedliche Weise mit der Bedeutung von Kleidung auf der politischen Bühne. Sie gehen den Widersprüchen politischer Kleiderordnungen nach, sei es, dass der Wert eines Politikers nicht an der Feinheit seiner Kleider bemessen werden soll, sei es die verlangte Unauffälligkeit von Kleidung im politischen Alltag bei gleichzeitiger Forderung nach medialem Charisma und Persönlichkeit oder sei es die Unvereinbarkeit eines politischen Amts mit modischen Trends. Auch die medial gebotene Notwendigkeit, auf die Kompetenz von Medienberatern zurückgreifen zu müssen, die augenscheinlich auch in Garderobefragen konsultiert werden, liefert einen gut gecoachten Politiker, eine Politikerin, schnell der Kritik aus. Sie gelten dann als bloße politische Marionetten geheimnisvoller Spin-Doktoren.
Diese Widersprüche können nicht aufgelöst werden. Vielmehr spiegeln auch politische Dress Codes nur gesellschaftliche und ökonomische Konventionen wieder, die wir alltäglich verstärken oder eben auch unterlaufen können. Wie immer liegt es an uns, ob Mode oder Verzweiflung zum Programm wird.
Philip Mann (*1966 Hannover, lebt und arbeitet in Berlin und London)
beschäftigt sich als Kulturhistoriker seit langem mit dem Wiener Architekten und Dandy Adolf Loos und dessen Überlegungen zu korrekter Kleidung. Mit Michel Würthle, der als Wiener Élégant die legendäre Paris-Bar in Berlin führt, hat er Gespräche über Kleider geführt. Ein Video dokumentiert die Plauderei und läuft in einem Salon, der von Philip Mann mit seinen Kleidern, Teilen seiner persönlichen Bibliothek und mit Bildern möbliert wurde, als eine reale Kulisse für seine Überlegungen zu städtischen Dress Codes. In dem Projekt wird die wesentliche Bedeutung von Kleidung sichtbar, die neben Architektur, Kunst oder den Massenmedien ein grundlegendes Praxisfeld jeder Art von individueller wie kollektiver Kulturpolitik darstellt. Kleidungstücke sind in dieser Installation als gleichwertige Objekte neben Kunstgegenständen, Büchern oder Möbelstücken zu sehen, als eine Art ästhetisches Rüstzeug für das urbane Überleben und als alltägliches Anschauungsmaterial für die Schärfung eines „intelligenten Geschmacks“ (Herbert Lachmayer), der nicht nur jeden Flaneur durch die städtischen wie medialen Oberflächen leitet.